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Hochwasser- und Starkregenkonzept auf den Weg gebracht

Nachdem der Verbandsgemeinderat das Gesamt-Maßnahmenprogramm aus dem vorliegenden Hochwasser- und Starkregenkonzept vor der Winterpause auf den Weg gebracht hat, werden die jeweiligen Maßnahmen nun in den Ortsgemeinderäten und dem Stadtrat beraten und entsprechende Beschlüsse gefasst. Damit fällt der Startschuss für die Umsetzung der Maßnahmen. Die Ortsgemeinden Gabsheim, Gau-Weinheim, Saulheim, Schornsheim, Spiesheim und Sulzheim sowie die Stadt Wörrstadt mit dem Ortsteil Rommersheim haben die Maßnahmen bereits beschlossen. Bis voraussichtlich Anfang April dürften die Beschlüsse aus allen Ortsgemeinden vorliegen.

„Überflutungsvorsorge ist eine Gemeinschaftsaufgabe der Bevölkerung, der Kommunen und des Landes. Dem trägt das vom Ingenieurbüro Becker erarbeitete Hochwasser- und Starkregenkonzept Rechnung. Es enthält Maßnahmenvorschläge und Aufgaben für alle örtlichen Akteure, die auch kontinuierlich ergänzt werden können. Uns kommt als Verbandsgemeinde dabei die Schlüsselrolle zu, die Bevölkerung fortlaufend zu sensibilisieren, zu informieren und auch zu motivieren, Eigenvorsorge zu betreiben“, erklärt Bürgermeister Markus Conrad.

Denn: Ein Recht auf den Schutz vor Hochwasser- und Starkregenereignissen gibt es nicht. „Deshalb hat der Eigenschutz oberste Priorität. Diesen sollte jeder Bürger an seinen Liegenschaften betreiben“, empfiehlt Bürgermeister Conrad. „Wir können den Bürgerinnen und Bürgern die Gefahrensituationen nahebringen und ihnen mit Karten und Informationen aufzeigen, wie hoch das Risiko am eigenen Haus ist.“

Dazu soll noch dieses Jahr das so genannte Bürger-Geoinformationssystem (GIS) zur Verfügung stehen, in das alle Maßnahmen aus dem Hochwasser- und Starkregenkonzept sowie die Sturzflutgefahrenkarten des Landes einfließen. „Dadurch können sich die Bürger den Wasserspiegel um ihr Haus, die Fließgeschwindigkeit und Fließrichtung bei Starkregenereignissen verschiedener Intensität anzeigen lassen“, erklärt Dagmar Schmitt-Thomas, zuständige Sachbearbeiterin bei der Verbandsgemeinde. „Das ist ein gutes Handwerkszeug für die Beurteilung, in welcher Gefährdungslage man sich befindet“, so Schmitt-Thomas. Anschließend könnten, zum Beispiel mit dem Versicherer, individuelle präventive Maßnahmen beschlossen werden. Oft sei auch schon das Sichern von Garagentoren oder Lichtschächten effektiv.

Auch für die Verbandsgemeinde, die Ortsgemeinden und die Stadt beschreibt das Hochwasser-und Starkregenkonzept zahlreiche Maßnahmen. Eine Pflicht zur Umsetzung gibt es von Seiten des Landes allerdings nicht. „Hochwasserschutz ist eine freiwillige Aufgabe. Durch die Erarbeitung des Konzepts können wir jetzt aber von den Fördermitteln für Hochwasserschutzmaßnahmen profitieren“, erklärt Conrad. Diese betragen, abhängig von der Maßnahme, 60 bis 70 Prozent für die öffentliche Hand.

Während sich vermehrte Wartungsarbeiten in gefährdeten Bereichen relativ zügig umsetzen lassen und auch schon über einen „Hochwasserzuschlag“ im kommenden Haushalt berücksichtigt sind, sind viele Maßnahmen sehr flächenintensiv. „Um das Wasser bereits vor den Ortslagen zurückzuhalten, muss in der Regel erst geeignetes Land von Landwirten oder Privatpersonen angekauft werden. Da wir hier auf die Freiwilligkeit beim Ankauf setzen, wird die Umsetzung solcher Maßnahmen längere Zeit in Anspruch nehmen“, betont Conrad.

In der Verbandsgemeinde begann die Erstellung des Hochwasser- und Starkregenkonzepts bereits 2020 – also noch vor der Ahrflut –, nachdem das Land dessen Erstellung ab 2019 mit 90 Prozent gefördert hat. „Gemeinsam mit der Verbandsgemeinde Alzey-Land haben wir hier eine Vorreiterfunktion in unserem Landkreis“, sagt Bürgermeister Conrad.

Während der Erstellung des Konzepts hatten auch 53 Privathaushalte aus der Verbandsgemeinde die Möglichkeit, an einer vom Land mitfinanzierten Objektschutzberatung teilzunehmen. So erhielten sie wertvolle Hinweise zur individuellen Hochwasser- und Starkregenvorsorge an ihren Liegenschaften. Künftig wird das Bürger-Geoinformationssystem (GIS) diese mittlerweile nicht mehr bezuschussten Objektschutzberatungen ersetzen.

„Generell können Starkregenereignisse überall und jederzeit auftreten. Es gibt keinen Bereich, der vollkommen sicher ist. Nicht jedes Haus ist in jedem Ort allerdings gleichermaßen betroffen. Das kann man gut über das Bürger-Geoinformationssystem visualisieren“, betont Conrad.