Schaugarten und Wildwuchs
Ende 2023 wurde der Schaugarten der Verbandsgemeinde angelegt. Mittlerweile wachsen und gedeihen die Pflanzen fast ein halbes Jahr, größtenteils ohne Pflege. Durch die vielen Regentage musste bisher auch nicht gewässert werden.
Die Idee hinter der Anlage war das Aufzeigen einer biodiversen und pflegeleichten Pflanzung. Der Standort ist absonnig bis halbschattig, steht also nicht in voller Sonne und ist trotzdem hell. Die ausgewählten Pflanzen zeigen eine Standortamplitude, die auch einen solchen Bereich abdecken. Als Gesellschaft sind sie bereits erprobt durch den Bund Deutscher Staudengärtner. Sie sind so wuchsstark, dass unerwünschte Pflanzen in der Regel überwuchert und nicht bestandsbildend werden. Dies führt dazu, dass die Pflanzung wesentlich weniger Pflege benötigt.
Die Pflegeintensität galt es nun auf die Probe zu stellen. Bei der Anlage wurde die linke Seite (Bild links) lediglich abgeschält. Es wurde kein neuer Boden aufgebracht. Die rechte Seite (Bild rechts) dagegen wurde abgeschält und neuer Mutterboden aufgebracht. Die aufgebrachte mineralische Mulchschicht ist auf beiden Seiten mit circa 7 Zentimeter gleich stark aufgebracht. Es zeigt sich, dass die Wildkräuter auf der linken Seite wesentlich stärker durchbrechen als auf der rechten Seite. Aufgrund der Tiefe der Wurzeln ist davon auszugehen, dass die Pflanzen sich durch die Mulchschicht hochgedrückt haben. Einige sind nur oberflächlich in der Mulchschicht verwurzelt. Auf der rechten Seite ist dies die Regel. Die Pflanzen sind nicht tief verwurzelt, einfach auszuheben. Es ist davon auszugehen, dass diese durch Flug eingebracht wurden.
Nun stellen sich drei Fragen: Erstens: Was ist bei der Anlage nach einem guten halben Jahr gut gelaufen, was weniger gut? Zweitens: Wie soll eine solche Anlage gepflegt werden? Und Drittens: Wie erkenne ich die zusätzlich eingetragenen Pflanzen und ihren eventuellen Mehrwert für das ökologische Gleichgewicht?
Zunächst zeigt sich deutlich, dass die Schauflächen in Bezug auf den Wildwuchs klare Unterschiede aufweisen. Durch das Aufbringen gesäuberter Erde wird der Aufwuchs minimiert. Die Mulchschicht in Verbindung mit der neuen Erde sorgt für ein sauberes Gesamtbild, je mehr saubere Muttererde aufgebracht ist, umso wildkrautfreier das Beet. Dies ist auch in der Anlage eindeutig erkennbar. Je weiter nach rechts, umso weniger bis gar kein Wildaufwuchs ist erkennbar.
Die Pflege, vorrangig das Entfernen des Wildwuchses, sollte spätestens dann beginnen, wenn mehr Wildaufwuchs sichtbar ist als gesetzte Pflanzen. Diese sehr schnell wachsenden Pflanzen, da Ruderalpflanzen, ersticken die Pflanzenmischung, je dichter sie werden und die gesetzten Pflanzen können sich nicht mehr wie gewünscht ausbreiten. Hier muss aber nicht penibel jeder Grashalm entfernt werden. Es gibt Wildkräuter, die zum einen Nahrung für Insekten sind und zum anderen nach und nach durch das Zuwachsen der gewünschten Pflanzung verschwinden, wenn sie sich nicht sogar zur Pflanzung gesellen. Grundsätzlich gilt die Regel: Was hübsch aussieht, darf in Maßen drinbleiben. Dies trägt auch wesentlich zur Besiedlung durch Nützlinge bei.
Es gibt viele Pflanzenerkennungsapps. Die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, dem Bundesamt für Naturschutz, dem Freistaat Thüringen, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die von der Stiftung Naturschutz Thüringen geförderte App „Flora incognita“, die eine KI-gestützte Pflanzenbestimmung ermöglicht. Es ist als Citizen Science Projekt ausgelegt. Durch Nutzung der App und Speicherung der Pflanzenfunde kann jeder Anwender einen wichtigen Beitrag für die Wissenschaft leisten. Sie ist einfach zu bedienen und gibt umfangreiche Informationen zu den Funden.
In der nächsten Zeit wird die Verbandsgemeinde Wörrstadt über einige unserer ungeplanten, aber in Maßen gerne gesehenen Wildpflanzen wie der Distel, dem Löwenzahn, dem Hirtentäschel, der Taubnessel und einigen mehr berichten.
Da sich nach so kurzer Zeit noch kein Gleichgewicht von Nützlingen und Schädlingen einstellen kann, wird ein kleines Blattlausproblem an den Christrosen mit eingebrachten Nützlingen – Florfliegenlarven und Larven des Zweipunktmarienkäfers – bekämpft. Bis sich ein Gleichgewicht einstellt, können gut und gerne drei Jahre über die Lande ziehen. Bis dahin müssen das Wachstum und die Vitalität der Pflanzen genau beobachtet werden.
Zur Wahrung der Qualität des Schaubeetes kümmert sich die ILEK-Managerin Aischa Habeck auch gerne einmal selbst um das Beet. In Planung sind Schilder, die wertvolle Infos über das Beet bieten und zu jeder Pflanzenart etwas erzählen. Diese werden voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte eingebaut.
Bauen und Umwelt – Umwelt, ILEK und Gewässer
Aischa Habeck, ILEK-Managerin